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Die Mille unter ganz besonderen Bedingungen.

Der Bericht eines schweizer P+G-Kunden zur Mille Miglia 2021.



Erhalten Classic Car Freunde die Gelegenheit, an der Mille Miglia teilnehmen zu können, zögern sie normalerweise nicht lange und greifen zu, denn die Mille Miglia gilt als die Krönung im Gleichmässigkeits-Rally-Sport. Hoffnung auf einen Spitzenplatz darf man sich weniger machen, denn diese sind vor allem den Italienern vorenthalten, da darf man sich keine Illusionen machen.



Aber dabei sein ist viel wichtiger, als der Rang. Es zählt der Fahr-Spass, die Freude und das unglaubliche Publikum, welches zu Hunderttausenden die Strassen säumt. Überall wird gewinkt, die Strassen sind geschmückt, manchmal auch nur mit den MM-Fähnchen.


Man fühlt sich in einer anderen Welt und auch die Strassenverkehrsordnung scheint eine andere zu sein. Mancherorts wird man sogar durch eine Polizeieskorte in das Zentrum einer Stadt begleitet und auch das Durchfahren eines Kreisels kann mit Hilfe der Eskorte durchaus auch einmal links herum sein. Auch die nächtliche Fahrt durch Rom wird in bleibender Erinnerung bleiben, wahrscheinlich war die Motorrad- und Autoflotte der Römer

Polizei für den Tross aufgeboten. Rotlichter waren nicht mehr existent, Geschwindig-keitsbegrenzungen ebenso wenig. Mein Jugendfreund hatte sich einen Austin Healey 100M gekauft.


Inspiriert durch einen gemeinsamen Freund, der die MM schon mehrmals mit seinem Lancia Aurelia B20 GT gefahren hat, meldete er sich an dem Mille an.


Da ebenfalls ein Austin Healey 100 in meiner Garage steht, ich das Auto auch im ev. Reparaturfall kenne und er wusste, dass ich im Gegensatz zu ihm bereits Rally Erfahrung sowie auch die Ausrüstung habe, wurde ich als Beifahrer bestimmt. Ein Wegstreckenzähler ist natürlich ein Muss und hilft ungemein, dass man den Überblick behält, vor allem über die in Italien unendlich vielen Kreiseln, welche alle paar hundert Meter anfallen. Das Roadbook ist sehr gut gemacht und die Distanzen stimmen erstaunlich gut mit dem geeichten Wegstreckenzähler überein. Die Schlauch-prüfungen haben es in sich, bis zu zehn Schläuche pro Wertungsprüfung in Distanzen von 100 Metern bis zu 2 Kilometer sind das Normale!



Für die Schlauchprüfungen haben wir das App Chrono Master verwendet, das sich einigermassen gut und vor allem auch für alle drei Tage im Voraus programmieren lässt. In Anbetracht, dass mein Fahrer noch nie so eine Rally gefahren hat, sind wir die Prüfungen mit unterschiedlicher Genauigkeit gefahren. Doch auch der Beifahrer, sonst immer als Fahrer im Einsatz ist, hat zur Ungenauigkeit beigetragen!


Die Schnittkontrolle, angeschlossen an den Wegstreckenzähler, erlaubte uns wirklich sehr präzis

es Fahren, trotz den zum Teil unbefestigten Strassen und dies auch während den Nachtetappen. Eine dieser Sonderprüfungen fand auf einer sehr schmalen, kurvenreichen und steilen Strasse statt, dazu noch im bewaldeten Gebiet und selbstverständlich ohne Strassenlampen. Da braucht es dann mal eine gewisse Überwindung vom Fahrer, die geforderten 43 k


m/h auch bergab in den engsten Kurven beizubehalten! Doch auch dies gelang und mit minimalster Abweichung von 2 Punkten. Auf dieses Resultat können wir sogar fast ein bisschen stolz sein.


Der Start erfolgte am Mittwochnachmittag in Brescia, die Zieleinfahrt Samstagnachmittag natürlich wiederum in Brescia. Dazwischen lagen um die 1800 km gespickt mit eindrücklichen Landschaften und den wunderbaren und historischen Altstädten Italiens, die man zum Teil auf Strassen durchfährt, wo normalerweise nie ein Auto hinkommt. 15 Stunden im Auto pro Tag sind normal, es ist im offenen Roadster und auch bei den sommerlichen Temperaturen definitiv keine Kaffeefahrt. Von den fast 400 Teilnehmern sieht man natürlich nur diejenigen, die eine ähnliche Startnummer haben. Die unglaublich vielen Auto-Raritäten sieht man am Start oder manchmal an den Etappenorten. Da hat es sogar auchEinzelstücke von unermesslichem Wert. Unser Austin Healey erschien da wirklich sehr unscheinbar, doch wir hatten den Spass, keinerlei Reparaturen und waren durchaus zügig unterwegs damit.


Die Mille Miglia fand dieses Jahr natürlich unter den Corona Bedingungen statt. Zulassungs-badge sowie Maske waren überall notwendig und wurden sow


ohl von den Zuschauern wie auch den Teilnehmern wo bestimmt getragen. Die Organisation war unter diesen Umständen sicherlich viel aufwendiger. Ob dies in anderen Jahren anders war, kann ich nicht beurteilen. Ab und zu war etwas Sand im Getriebe, besonders die Einfahrten und Ausfahrten an den Etappenorten waren manchmal leicht «italienisch angehaucht».


Als Fazit bleibt die Erinnerung an ein paar unbeschwerte und hochemotionelle Tage, die wir bei schönstem und wärmstem Wetter erleben durften. Unser zuvor gestecktes Ziel haben wir erreicht, Mensch und Maschine sind wohlauf in der heimischen Garage und Haus angekommen.














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